Barfußschuhe – Natural Running Extrem

Seit einigen Jahren macht ein Laufschuh-Trend von sich reden, an dem sich die Geister scheiden – Natural Running. Leichter, flacher, flexibler lautet das Motto dieser puristischen Laufschuhe, die durch ihr extrem reduziertes Design das Gefühl des Barfußlaufens vermitteln wollen. Ein besonders minimalistischer Vorreiter des Natural Running Trends ist die Marke Vibram, die das Prinzip des „Weniger ist mehr“ mit ihren FiveFingers Zehenschuhen auf die Spitze treibt. Zurück zur Natur – viele Läufer sind begeistert von diesem Paradigmenwechsel im Laufsport, aber trotz aller Euphorie ist das Natural Running Konzept nicht ganz unumstritten. Wie funktioniert das Prinzip Barfußschuh und welche Vorteile bringt es? Für wen sind diese extrem minimalistische Laufschuhe geeignet? Und worauf muss man beim Umstieg auf Barfußschuhe achten? Wir beantworten alle wichtigen Fragen zum Thema Natural Running, Barfuß- bzw. Zehenschuhe, Vibram FiveFingers und Co.

Der Laufschuh, der keiner sein will

In den letzten Jahrzehnten sind Laufschuhe mit immer neuen, komplexeren Technologien ausgestattet worden – mehr Dämpfung, mehr Stabilität, weniger natürliches Laufgefühl. Moderne Laufschuhe haben inzwischen viele Aufgaben übernommen, für die eigentlich unsere Füße zuständig sind – dadurch werden natürliche Bewegungsabläufe verlernt, die Muskulatur verkümmert, das Verletzungsrisiko steigt. Natural Running- und Barfußschuhe verstehen sich als Gegenkonzept zu vollgedämpften Laufschuhen und besinnen sich auf die natürlichste aller Bewegungsformen: das Barfußlaufen. Eine flache Sohle mit sehr wenig Dämpfung und geringer Fersensprengung soll den natürlichen Laufstil des Athleten fördern und zeichnet die leichten Minimalschuhe aus. Als Vorreiter der Natural Running Bewegung entwickelte die italienische Marke Vibram 2006 erstmals einen Zehenschuh, der das befreiende Gefühl des Barfußlaufens mit der schützende Funktion eines traditionellen Schuhs verbindet.

"Eine flache Sohle mit sehr wenig Dämpfung und geringer Fersensprengung soll den natürlichen Laufstil des Athleten fördern."

Die Vibram Fivefingers, die rein optisch eher an einen Handschuh für die Füße als einen klassischen Laufschuh erinnern, besitzen separate Kammern für jede einzelne Zehe und ein flexible, dünne Sohle, die sich optimal dem jeweiligen Untergrund anpasst. Durch die einzelne Steuerung der Zehen und den guten Bodenkontakt sollen die Nervenenden an den Fußsohlen wieder sensibilisiert und die Durchblutung in den Füßen und Beinen verbessert werden. Der Fuß lernt erneut, die verschiedenen Unebenheiten des Untergrunds auszugleichen, wodurch wiederum die Körperkoordination, -stabilität und der natürliche Gleichgewichtssinn des Läufers gefördert werden. Muskeln, Bänder und Sehnen, die beim Laufen mit Dämpfungsschuhen zu verkümmern drohen, werden durch die Barfußschuhe wieder stärker beansprucht. Zehenschuhe sind somit ein gutes Trainingsgerät, um die Fuß- und Wadenmuskulatur gezielt zu stärken. Durch die fehlende Dämpfung und Sprengung regen die Natural Running Schuhe das Vorfußlaufen an und können somit effektiv zu einem besseren Laufstil beitragen. Allerdings sind die leichten Minimal-Treter nicht für jeden Läufertyp gleichermaßen gut geeignet und bergen besonders für unerfahrene Läufer ein gewisses Verletzungsrisiko.

Wer profitiert von einem Barfußschuh?

Barfußschuhe sind vor allem für geübte, ausreichend trainierte Läufer ohne größere Fußfehlstellungen uneingeschränkt zu empfehlen. Aber auch Freizeitläufer mit neutralem Laufstil können von den Vorteilen eines Barfußschuhs profitieren, wenn sie etwas Geduld für die Umgewöhnung mitbringen. Absolute Laufanfänger und Läufer mit ausgeprägtem Fersenlaufstil oder orthopädischen Fehlstellungen sollten auf Natural Running Schuhe jedoch besser verzichten. Auch stark übergewichtige Läufer sind mit einem gedämpften Laufschuh besser beraten. Im Zweifelsfall kann eine Laufanalyse und Beratung im Fachgeschäft bei der Entscheidung helfen.

Lauftraining mit Barfußschuhen – Worauf sollte man achten?

Wer auf Barfuß- oder Zehenschuhe umsteigen will, sollte es generell langsam angehen lassen, sonst können Übermüdungserscheinungen und Muskelschmerzen die Folge sein. Läufer ohne Barfuß-Erfahrung sollten mit einem Einsteigermodell beginnen und sich langsam steigern: Für den Anfang reicht es vollkommen, wenn die Barfußschuhe ein- bis zweimal pro Woche zum Einsatz kommen, und zwar vor allem als Zweitschuhe. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, trägt seine Barfußschuhe zuerst im Alltag, und erst dann beim Lauftraining. Gut geeignet sind weiche Untergründe wie Waldwege, die beim Laufen leicht nachgeben. Vorsicht geboten ist dagegen bei längeren Läufen auf extrem harten Untergründen wie Asphalt und extrem unregelmäßigem Terrain, wo spitze Steine und Wurzeln zum Problem werden können.

Zur Freude aller Natural Running Fans bietet die Firma Vibram inzwischen ein breit gefächertes Sortiment an FiveFingers Zehenschuhen für diverse Einsatzzwecke – sei es Trail Running, Indoor Training oder klassisches Lauftraining – und wird so der steigenden Nachfrage nach spezifischen Barfußschuhen gerecht.