Frauen beim Marathon - die Geschichte

Marathonläufe und andere Laufveranstaltungen gibt es überall auf der Welt. Männer und Frauen starten aus ganz unterschiedlichen Gründen bei solchen Laufevents. Manch einer will einfach dabei sein, andere wollen sich selbst beweisen, dass sie es schaffen können, und wieder andere wollen eine neue  Bestzeit aufstellen. Doch dass Frauen an Marathonläufen teilnehmen können, war nicht immer selbstverständlich. Frauenwettbewerbe in der Leichtathletik wurden erst im Jahr 1928 olympisch. Die längste Laufdistanz für Frauen waren zu dieser Zeit jedoch nur 800 Meter. Doch auch diese Distanz wurde zwischenzeitlich wieder gestrichen, da es für Frauen als zu anstrengend galt.

 

Kathrine Switzer

Über Jahrzehnte hinweg kämpften verschiedene Frauen für die Gleichberechtigung bei Sportveranstaltungen. Doch erst im Jahr 1967 fand ein erstes Umdenken statt, als Kathrine Switzer am 19.4.1967 als erste Frau der Welt den Boston Marathon mit offizieller Startnummer lief. Diese Distanz war zu dieser Zeit für Frauen verboten – die längste olympische Laufdistanz für Frauen waren damals nur 800 Meter. Bereits ein Jahr zuvor lief Roberta Gibb den Boston Marathon, jedoch ohne Anmeldung und Startnummer, denn sie versteckte sich vor dem Lauf im Gebüsch. Kathrine Switzer meldete sich 1967 offiziell beim Marathon an, doch sie unterschrieb nur mit ihren Initialen, sodass keiner ihr Geschlecht ahnte. Während des Rennens fiel sie dem Renndirektor Jock Semple jedoch ins Auge und er wollte sie sofort von der Strecke zerren und ihr die Startnummer entreißen. Ihr Freund und ihr Trainer, die beide mit ihr am Marathon teilnahmen, kamen ihr zur Hilfe. Kathrine Switzer konnte den Marathonlauf dann mit einer Zeit von 4h 20min beenden.

Die Presse hatte den Vorfall während des Rennens dokumentiert – die Fotos gingen anschließend um die Welt und sorgten für heftige Diskussionen. Trotzdem dauerte es noch bis ins Jahr 1972, bis Frauen offiziell beim Marathon starten durften. In Bräunlingen im Schwarzwald liefen Frauen jedoch bereits im Jahr 1968 beim Marathon mit und kamen in die offizielle Wertung. Im Central Park in New York wurde 1972 der erste Frauenlaufwettbewerb auf einer Strecke von 6 Kilometern ausgetragen und 1973 fand in Waldniel der erste reine Frauen-Marathonlauf weltweit statt. Kathrine Switzer setzte sich nach ihrem Lauf im Jahr 1967 für die internationale Frauenlaufbewegung ein und wollte für die nötige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit sorgen. Im Jahr 1977 schuf sie zusammen mit Avon, einem Kosmetikunternehmen, den Avon-Frauenmarathon. Dieser fand von 1978 bis 1984 jährlich statt – seitdem nahmen immer mehr Frauen an Marathons und anderen Läufen teil. 1984 wurde der Marathon für Frauen schließlich olympisch und Joan Benoit konnte als erste Olympiasiegerin im Marathon gefeiert werden. Den aktuellen Weltrekord der Frauen im Marathon hält Brigid Kosgei mit 2:14:04 h, die im Jahr 2019 nach 16 Jahren den Rekord von Paula Radcliffe mit 2:15:25 h gebrochen hat.

 

Kathrine Switzer

 

Kathrine Switzer ist heute Buchautorin und Fernsehkommentatorin und gilt als Pionierin der Frauenlaufbewegung. Sie selbst nahm noch an zahlreichen weiteren Marathon-Wettkämpfen teil. 50 Jahre nach ihrem ersten Marathon ging sie im Jahr 2017 als 70-Jährige erneut beim Boston Marathon an den Start. Dabei trug sie die gleiche Startnummer wie im Jahr 1967: die Nummer 261. Wir sind begeistert von so viel Engagement. Denn Kathrine Switzer hat den Weg für die sportlichen Erfolge von Frauen beim Marathon frei gemacht.

Bildquelle: Kathrine Switzer